Heute ein kleiner Quicky. Ich fahre seit Neustem ein Dual-Boot (Arch Linux und Windows 10) auf meinem Laptop. Dadurch ergeben sich ungeahnte Problem:
Meine Bluetooth-Kopfhörer Bose Quiet Compfort 35 (QC35) müssen jedes mal neu gepaired werden. Dies liegt dran, dass beim Pairing-Prozess ein 128-Bit Key ausgehandelt wird, welcher zur Verschlüsselung der Bluetooth-Verbindung verwendet wird. Dieser wird natürlich nicht von den verschiedenen Betriebssystemen geteilt.
Wir müssen den Key also beiden Systemen bekannt machen.
Kopfhörer mit Linux pairen
Den Kopfhörer ganz normal mit Linux pairen, damit die Ordner-Struktur angelegt wird und wir später den Key austauschen können. Danach ins Windows booten.
Kopfhörer mit Windows pairen und Key herausfinden
Nun einfach ein pairing der Kopfhörer durchführen. Anschließend findet man mit regedit einen Key unter:
Achtung bei Windows 10 20H2 sind die Keys nur vom System-Account auslesbar. Das heißt, es reicht nicht aus den Registierungs-Editor als Administrator zu öffnen. Es müssen auch Leserechte für Administratoren beim Key hinterlegt werden. Diese können nach dem Auslesen wieder entfernt werden.
Um die richtige Device-ID herauszufinden kann man unter
sich die Namen ansehen und die richtige Device-ID herausfinden. Benötigt wird der 32-Stellige Code (im Bild beginnend mit B8 und endend auf C3; Ein fiktiver Beispielkey: 38B72423E8D2748DC6273744155EF614).
Key unter Arch Linux eintragen
Ich schreibe die Anleitung für Arch-Linux, aber das sollte auch auf anderen Distributionen funktionieren: Unter
die Datei „info“ bearbeiten. Hinweis: Die erste MAC-Adresse ist der Bluetooth-Controller im Laptop, die zweite MAC die vom Gerät. Wenn mehrere MAC-Adressen zu finden sind, sind in der datei „info“ weitere Informationen zum Gerät. So kann man das richtige herausfinden. Nun den Wert
[LinkKey]
Key=
gegen den Key von Windows austauschen (Ein fiktiver Beispielkey: 38B72423E8D2748DC6273744155EF614) .
Fertig! Nun noch einmal neustarten und anschließend sollten sich die Kopfhörer automatisch auf beiden Betriebssystemen connecten.
Na da hab ich mir ja mal wieder was vorgenommen. Das neue Business-Notebook meines neuen Arbeitgeber ist eingetroffen. Leider komme ich bei meinem Arbeiten nicht um Windows 10 herum, aber ich kann es mir nicht nehmen lassen mir ein Linux auf der Kiste zu installieren.
Aufgrund von Sicherheitsrichtlinien müssen beide Systeme verschlüsselt sein. Windows 10 mit Bitlocker (AES 256-bit) und Arch Linux mit einem AES 512-bit LUKS-Container.
Die Konfiguration
Das Windows 10 kommt mit einer 250 GB Partition bereits von meiner IT. Daher muss ich lediglich das Linux installieren ohne das Windows zu zerstören.
Auf die Festplatte kommt (bzw. ist) eine UEFI Partition (Bootloader). Von dort kann man dann entweder ins Windows booten oder in einen verschlüsselten LUKS Container mit Arch Linux und einer kleinen SWAP-Partition.
Vorbereitung
Bitlocker deaktivieren
Zunächst muss Bitlocker deaktiviert werden. Leider habe ich keine Informationen, warum das so ist, nur „das Internet“ berichtet sonst von Problemen. Mit Admin-Rechten kann man das ganz einfach im Windows erledigen. Bitlocker kann danach wieder aktiviert werden.
SATA Operation auf AHCI stellen
Damit Linux die Platte erkennt und die Geschwindigkeit der SSD vollumfänglich ausgenutzt werden kann, muss im BIOS die SATA Operation auf AHCI gestellt werden. Unter Dell unter „System Configuration“ -> „SATA Operation“ -> „AHCI“
BIOS zunächst nicht umstellen und z.B. im „RAID on“ Modus belassen
Windows 10 starten
Eingabeaufforderung (cmd.exe) als Administrator öffnen
Abgesicherten Modus mit folgenden Befehl aktivieren: bcdedit /set {current} safeboot minimal
PC neustarten
Beim Neustart ins BIOS wechseln (Oft mit der Taste Entf oder F2)
Wechsel von IDE oder RAID on auf den AHCI Modus. Einstellung speichern
Windows 10 wird jetzt im abgesicherten Modus gestartet
Eingabeaufforderung (cmd.exe) als Administrator öffnen
Abgesicherten Modus mit folgenden Befehl beenden: bcdedit /deletevalue {current} safeboot
PC neustarten
Der AHCI Modus ist jetzt aktiviert
Hinweis für Thunderbolt Docking Stationen
Mein Dell Latitude 5501 hat eine WD19TB Dockingstation welche mit Thunderbolt angeschlossen wird. Diese wurde nach der Umstellung auf AHCI nicht mehr erkannt. Die Lösung: Im BIOS muss das Security Level auf „none“ gestellt werden.
Eine Installation von Arch Linux mit USB-Stick mit Secureboot ist zwar möglich. Es wird aber nicht empfohlen (vgl. https://wiki.archlinux.de/title/UEFI_Installation). Es können wohl auch weitere Probleme auftreten.
Installations-Medium erstellen
Und natürlich müssen wir auch noch Linux irgendwie installieren können. Daher brauchen wir einen leeren USB Stick und ein Arch-Image. Image herunterladen und dann mit DD auf einen leeren USB-Stick schreiben:
Eine Linux-root-Konsole sollte am Bildschirm erscheinen. Im Grunde ist alles im sehr ausführlichen Arch Wiki beschrieben. Leider sind die einzelnen Artikel aber teilweise leicht versteckt und es gibt Diskrepanzen zwischen den Übersetzungen. Einige Punkte sind nur im deutschen Wiki beschrieben, Anderes nur im englischen Wiki. Ich halte mich gerne an den Beginners guide: https://wiki.archlinux.org/index.php/Installation_guide
Ab jetzt folgt eine Kurzzusammenfassung. Im Beginners Guide ist alles ausführlicher Beschrieben.
Deutsches Tastaturlayout laden:
loadkeys de-latin1
Freien Speicherplatz partitionieren
Zunächst kann mit dem Befehl
fdisk -l
eine Übersicht geschaffen werden. Wie Windows die Partitionen angelegt hat. Bei mir ist eine 1TB NVME Festplatte verbaut bei der Windows drei Partitionen angelegt hat:
/dev/nvme0n1p1: EFI System – Die Partiton für den UEFI Bootloader
/dev/nvme0n1p2: Microsoft reserved – Reservierter Speicher für Sicherungsdaten von Microsoft
/dev/nvme0n1p3: Microsoft basic data – Die C-Partition für Windows 10
Damit sind 250GB belegt und es bleiben noch 750GB für Linux. Mit
gdisk /dev/nvme0n1
können die weiteren Partitionen angelegt werden. Die Wichtigsten Befehle:
p # Print der aktuellen Tabelleo # Neue Tabelle anlegenn # Neue Partition erstellenw # Schreibe Tabelle auf die Festplatte
Da wir nur eine Partition für den LUKS-Container brauchen (siehe Bild oben) reicht es, wenn wir eine neue Partition über die restlichen 750GB des Speichers erstellen:
n [Enter]
Partition number (default 4): [Enter]
First sector: [Enter]
Last sector: [Enter]
Hex code or GUID: 8E00 (Für Linux LVM) [Enter]
p (Um nochmal alles anzuzeigen)
w (schreiben der Tabelle auf die Festplatte)
Mit „p“ kann man sich jetzt nochmal die gesamte Tabelle anzeigen lassen. Eine vierte Partition für Linux LVM sollte angelegt worden sein. Mit „w“ kann die Tabelle auf die Festplatte geschrieben werden.
Die soeben angelegte Partition unter /dev/nvme0n1p4 wird nun verschlüsselt. Dazu können verschiedene Algorithmen und Schlüssellängen gewählt werden. Welche Algorithmen auf dem System am schnellsten funktionieren, kann mit einem Benchmark ermittelt werden:
cryptsetup benchmark
In meinem Fall fällt die Auswahl auf aes-xts-plain64 mit 512-bit Schlüssellänge:
Nun einfach der Anweisung auf dem Bildschirm folgen. Bitte sicherstellen, dass auch die richtige Partition ausgewählt wird, da LUKS alles verschlüsselt. Anschließend muss der Container wieder geöffnet werden und auf LVM gemapped werden.
# Öffnet verschlüsselten Cotainer wieder und mapped auf "lvm"
cryptsetup open --type luks /dev/nvme0n1p4 lvm
Mit dem Befehl „lsblk“ kann man Prüfen ob alles geklappt hat.
LVM innerhalb des LUKS-Containers erstellen
Wir haben zwar jetzt einen (offenen) verschlüsselten Container, haben darin aber noch kein LVM. Dieses wird mit den folgenden Befehlen erstellt:
vgcreate main /dev/mapper/lvm # Erstelle Volume Group auf /dev/mapper/lvm mit Namen "main"
lvcreate -L 32G main -n swap # Erstelle 32GB SWAP
lvcreate -l 100%FREE main -n root # Erstelle root mit Rest
Achtet bitte beim letzten Befehl darauf: Ein kleines „-l“ kein „-L“. Zum Swap: Ich halte mich nach wie vor daran: 2x RAM-Größe = SWAP-Größe. Mit dem Befehl „lsblk“ kann man wieder Prüfen ob alles geklappt hat.
Filesystem erstellen
Jetzt fehlt nur noch das Filesystem auf den innerhalb des Containers erstellten Partitionen:
Anschließend die Datei /boot/loader/entries/arch-uefi.conf mit folgendem Inhalt erstellen:
title Arch Linux
linux /vmlinuz-linux
initrd /initramfs-linux.img
options cryptdevice=/dev/nvme0n1p4:main root=/dev/mapper/main-root lang=de locale=de_DE.UTF-8
Außerdem noch den Fallback anlegen: /boot/loader/entries/arch-uefi-fallback.conf
title Arch Linux Fallback
linux /vmlinuz-linux
initrd /initramfs-linux-fallback.img
options cryptdevice=/dev/nvme0n1p4:main root=/dev/mapper/main-root lang=de locale=de_DE.UTF-8
Nun noch die Datei /boot/loader/loader.conf bearbeiten und folgende Einträge anpassen/ergänzen:
default arch-uefi
timeout 3
Damit wird lediglich festgelegt, welches der Default ist und wie viele Sekunden (timeout) gewartet wird.
Das wars! Jetzt kann Linux gestartet werden.
Bitlocker wieder aktivieren
Bitlocker kann nun im Windows wieder aktiviert werden. Achtung: Es kann vorkommen, dass Bitlocker eine neue Partition anlegt. Dadurch verschiebt sich der LUKS Container (z.B. von nvme0n1p4 auf nvme0n1p5 und Linux könnte nicht mehr starten wollen mit dem Fehler „Not a valid LUKS container“. Dazu muss dann die Konfiguration /boot/loader/entries/arch-uefi.conf bzw. /boot/loader/entries/arch-uefi-fallback.conf nochmal angepasst werden.